Kosmos Verlag/Kay Elzner
Sternbild des Monats

Die Waage

Figürliche Darstellung der Waage
(Bild: Kosmos Verlag/Kay Elzner)

Während der Frühling langsam dem Sommer weicht, ist die Waage am Nachthimmel gut zu beobachten. Woher die Waage stammt und warum sie das einzige Nichtlebewesen im Tierkreis darstellt, erklärt Susanne M. Hoffmann in ihrem Buch „Wie der Löwe an den Himmel kam“:

 

Das Sternbild Waage ist babylonisch – wie alle Sternbilder des Tierkreises. Das Besondere an diesem Sternbild ist jedoch, dass es in der griechischen Zeit zunächst verloren ging und erst in römischer Zeit zurückkehrte. Aratos, Eratosthenes, Hipparch und Ptolemaios kennen kein Sternbild Waage: Für sie handelt es sich hier um die Scheren des Skorpions. Vermutlich ist die Ursache dafür eine Änderung im Sternbild Jungfrau: In Mesopotamien gab es zwei Varianten des Sternbilds Virgo, die beide einen gebührend kleinen Raum von ca. 30 Grad längs der Ekliptik einnehmen. Das heutige Sternbild Jungfrau nimmt allerdings entlang der Ekliptik ca. 43 Grad ein und beruht auf dem griechischen.

 

Mitunter wundern sich moderne Autoren, dass die Waage der einzige leblose Gegenstand im Tierkreis sei. Doch das war keineswegs immer der Fall: In der mesopotamischen Vorstufe des Tierkreises, dem „Pfad des Mondes“, kann der Mond Sterne bedecken. Darunter gibt es mehrere „Geräte“: So bildeten die Sterne von Auriga, dem Fuhrmann, ein Wurfholz, also eine Waffe – eine Art babylonischer Boomerang. Orion hält eine Keule hoch bzw. babylonisch einen Hirtenstab. Was auch immer er also in der nach Norden gerichteten Hand hält, ist ein Gegenstand, dessen Spitze im Tierkreis liegt. Auch das steht bereits in MUL.APIN.

Dass die Waage heute das einzige Instrument im Tierkreis ist, ist eher Zufall: Genauso gut könnten wir zusätzlich zu Orions Keule auch noch den Sextanten in den Tierkreis zählen, da in diesem Sternbild manchmal Sterne vom Mond bedeckt werden und schon hätten wir einen weiteren leblosen Gegenstand.

 

Für die Babylonier stand die Waage neben der Kornähre (Spica) und war daher wohl ein Instrument zum Wiegen der Ernte. Das babylonische Äquivalent zum Sternbild Jungfrau war mit der Göttin Schala verknüpft, der manchmal die Kornähre in die Hand gegeben wurde. Diese pragmatische Nachbarschaft von Kornähre und Waage ist also vom zweiten Jahrtausend v. Chr. bis in griechische Zeit belegt. Es gibt keine Geschichte dazu, sondern es scheint eher eine Eselsbrücke für den Bauernkalender zu sein. Als die Römer das Sternbild Waage erneut einführten, war es für sie ein Symbol der Gerechtigkeit. Es soll die Waage der Göttin Justicia (griechisch Dike) darstellen, die eine der Deutungsmöglichkeiten der griechischen Jungfrau ist. Es ist also zur Waage nicht ein konkreter Mythos belegt, sondern nur verschiedene Vorstellungen in antiken Religionen bzw. als Bauernregel zur Bestimmung des Kalenders: Tag und Nacht halten sich die Waage, die Welt erfährt Gerechtigkeit oder Ernte wird gewogen.

Auf den Spuren der Sternbilder

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